19
DER FALTER 03 / 13
Carl Heinrich Friedrich Hornschuch
(1766–1839) war zu Lebzeiten ei-
ner der bedeutendsten Weinhänd-
ler Mainfrankens.
Weil seine Schwester Justina Dorothea
Barbara mit dem Kitzinger Weinhändler
Christian Sitzler (1755–1830) verheiratet
war, avancierte diese Weinhandelscom-
pagnie zu einer der wohlhabendsten und
einflussreichsten Familien der Region.
Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts
belieferten sie Goethes Haushalt in Wei-
mar mit Frankenwein und Weinen ande-
rer Anbaugebiete.
Belege aus den Gemeindearchiven be-
richten von einer vielverzweigten Familie
Hornschuch, die ihren Ursprung im Stei-
gerwaldvorland hat:
Johann Jakob Hornschuch (1713–1772)
war Kantor in Albertshofen und Wiesen-
bronn. Sein ältester Sohn Johann Caspar
Hornschuch (1737–1794) wirkte als
Pfarrer in Castell und Billingshausen im
Spessart, der zweite Sohn war Gräflich
Castellscher Kammerrat am Hofe in Rü-
denhausen, seine Tochter Justina Doro-
thea Barbara heiratete 1796 den Wein-
händler Sitzler in Kitzingen.
Der älteste Sohn des Pfarrers, Carl Hein-
rich Friedrich Hornschuch, wählte eben-
falls den Weg nach Kitzingen, um dort
seinen Weinhandel aufzubauen (siehe
oben). Er war ein wohltätiger, kulturellen
Belangen sehr aufgeschlossener Mann.
Er errichtete eine Stiftung zur Ausbil-
dung mittelloser Schüler und Studenten,
spendete 500 Gulden für den Umbau der
ehem. Ursulinenkirche – sie war 1817
von der evangelischen Kirchengemeinde
Kitzingen erworben worden, es ist die
heutige „Stadtkirche“ – und schoss für
den gleichen Zweck 2.000 Gulden vor.
Die Wurzeln des Kitzinger Weinhandels-
hauses Hornschuch liegen in Abtswind,
wo ein Johann Heinrich Hornschuch
1803 ein Anwesen erwirbt, ein neues
Haus errichtet und mit dem Weinhan-
del Geschäfte macht. In Rüdenhausen
beginnt ein Friedrich Carl Hornschuch
seinen Weinhandel in Rüdenhausen, den
er später mit einem Heinrich Hornschuch
(ab 1839) als Weinhandelscompagnie
betreibt. Die unmittelbaren verwandt-
schaftlichen Verhältnisse zwischen den
Abtswinder und Rüdenhäuser Wein-
händlern lassen sich wegen des verwir-
renden Generationen- und Namensge-
flechts nicht feststellen.
Bedeutendster Vertreter der Hornschuchs
war wohl Christian Heinrich Hornschuch.
Er wurde am 2. März 1838 in Abtswind
geboren und ging aus der genannten
Weinhandelslinie hervor. Er war ein mu-
tiger und weitsichtiger Mann, der Webe-
reien in Brand, Erlangen, Marktredwitz,
Wunsiedel, Forchheim, Kulmbach und
Mainleus gründete. 1911, ein Jahr vor
seinem Tod, ließ er nahe Mainleus bei
Kulmbach eine Wohnsiedlung für seine
Spinnereiarbeiter bauen. Er erlebte die
Fertigstellung nicht, doch sein Sohn Fritz
Hornschuch führte den Plan seines Vaters
fort. Diese Wohnsiedlung trägt den Na-
men „Hornschuchshausen“, besteht aus
zahlreichen Einfamlienhäusern, die groß-
zügig mit freien Plätzen und Grünanlagen
ausgestattet sind. Zentrum ist ein großer
Marktplatz, an dem sich Gemeinschafts-
Die Weinhändlerdynastie
Hornschuch
von Hans Bauer
einrichtungen befanden: Wirtshaus, Bier-
garten, Wäscherei, Bäckerei, Familienbad
und Turnhalle. Die Gesamtanlage steht
heute unter Ensembleschutz, soweit
sie noch erhalten und nicht überformt
ist. Der zentrale Gebäudekomplex steht
heute leer, ebenso die prächtige Villa des
Fritz Hornschuch auf dem benachbar-
ten Hügel des Seidenhof, die von einem
weitläufigen Park umgeben ist, Gärtne-
rei, Pförtnerhaus, Schwimmbad und Ten-
nisplatz besaß, aber mehr und mehr dem
Dornröschenschlaf anheim fällt.
Bilder und Text: Dr. Hans Bauer, Kreisheimatpfleger
Er verfasste diesen Beitrag nach seinem Buch
"Goethe: Franken, Wein und Frauen", erhältlich in
der Buchhandlung Schöningh.
Foto links:
In diesem und in einem be-
nachbarten Anwesen war die Weinhan-
delscompagnie der Gebrüder Heinrich
und Friedrich Hornschuch beheimatet.
Heute befindet sich hier eine fränkische
Heckenwirtschaft. Man isst, trinkt und
feiert im Weinkeller – dort wo einst Wei-
ne lagerten, die auf den Weg in Goethes
Haus am Frauenplan geschickt wurden.
Foto unten:
Der Stammsitz der Familie
Hornschuch ist in Abtswind „Am oberen
Tor“ zu suchen, wie die alte Straßen-
bezeichnung lautete. Der Weinhändler
Johann Heinrich Hornschuch erwarb das
Anwesen im Jahre 1803 und baute hier
1822 dieses stattliche Haus. Seine Ini-
taialen „HH“ sind noch heute im Türsturz
zu lesen. Die barocke Toranlage gehört
zum Vorgängerbau und ist auf das Jahr
1733 datiert.
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28