DER FALTER 03 / 13
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Die napoleonischen Zeiten waren 1815
vorbei. Ganz Europa atmete auf. Die
Kleinstaaterei, die Macht der Kirchen-
fürsten und Klöster fand mit der Säkula-
risation 1803 ein Ende. Das Bürgertum
drängte politisch die Herrschaft des Ab-
solutismus beiseite.
Es war Zeit geworden, die gesellschaftli-
che Veränderung auch in die Öffentlich-
keit zu tragen und sichtbar zu machen.
Der Wandel vom Barock-, Rokoko-Baustil
zum Empire/Biedermeier Baustil war voll-
zogen.
Die Bevölkerung war arm und nach den
heftigen Wirren und Kriegen ausgehun-
gert, aber doch so stark im Willen, in ei-
ner Gegenbewegung die Schnörksel des
Barock durch sachliche Bescheidenheit
und der Besinnung auf eine einfache For-
mensprache, abzulösen.
Das Haus in Kitzingen, Schrannenstraße
34 – noch existiert es, obwohl eine Ge-
nehmigung zum Abriss und Neubau seit
2010 besteht – ist ein typisches Beispiel
für ein Gebäude um 1820. Traufständig
mit drei Achsen steht es zur Schrannen-
straße, giebelständig zur Ritterstraße mit
fünf Achsen.
Streng symmetrisch geordnet sind die
Fassaden gestaltet: Glatte putzbündige
Sandstein-Gewände, schlichte Bretterlä-
den, Sprossenfenster, ein kleines Bogen-
fenster im Spitzboden. Über der zweiflü-
geligen Haustüre ein Stichbogen.
Dies ist der einzige Schmuck des Hauses
und sicherlich – wegen der zeitgemäßen
Zierelemente – der Stolz des Erbauers
gewesen. Große Rauten auf den Holz-
füllungen, feines Rautengitterwerk auf
der mittleren Schlagleiste, ein profilierter
Kämpfer zwischen Türe und Oberlicht
und darüber eine „aufgehende Sonne“
mit dem Glas, das Licht in die dahinter-
liegende Diele bringt.
Die Beschläge auf der Türfront sind aus
Messing. Ovale Knäufe auf liegenden
Rautenschildern und zwei Schlüsselschil-
der – eines war nur aus Gründen der
Kleine Kitzinger Baustilkunde
Empire/Biedermeierzeit: 1815–1848
von Dieter Bilz
Impressionismus
950–1200
1150–1500
1420–1600
1600–1750
1760–1840
1790–1850
1815–1845
1870–1910
Romanik
Gotik Renaissance Barock Klassizismus
Biedermeier
Romantik
ca
.
Symmetrie angebracht – glänzten einst
auf der eichenen Türanlage.
Beim leider vorgesehenen Abbruch des
Hauses sollte sich das Kitzinger Stadtmu-
seum zumindest die biedermeierliche Tür
als typisches Zeitdokument sichern.
Dieter Bilz ist Stadtheimatpfleger
der Stadt Kitzingen, Fotos: Michael Herbert
Architektonische Begriffe
Gewände
: Steinerne Umrahmungen
der Fenster und Türen in der Gebäu-
defassade
Stichbogen
: Flacher Bogenausschnitt
über einer Fenster- oder Türumrah-
mung
Kämpfer
: Profiliertes Querholz zwi-
schen Tür und darüber liegendem
Oberlicht.
Traufe
: Unterer Rand des Daches;
Holzsims mit vorgehängter Dachrinne
giebelständig
: mit dem Giebel zur
Straße zeigend
Auch 2013 werden wieder – wie seit
mittlerweile mehr als zehn Jahren – Be-
ratungstermine für Existenzgründer im
Landratsamt durchgeführt.
Die Wirtschaftsförderung des Landkrei-
ses Kitzingen in Zusammenarbeit mit den
Aktivsenioren Bayern e.V. bietet kosten-
freie Informationen für kleine Unterneh-
men sowie für Existenzgründer an.
Gesprächsschwerpunkte sind Geschäfts-
idee und Strategie, Planungs- und Finan-
zierungsfragen, Organisation, Vertrieb
und Marketing – insbesondere auch im
Zusammenhang mit einer Unterneh-
mensgründung.
Berufs- und lebenserfahrene Senioren
zeigen im Gespräch auf, wie praxis-
erprobte Lösungen zur Existenzsicherung
und Entwicklung eines erfolgreichen Un-
ternehmenskonzepts beitragen können.
Nächster Sprechtag der Aktivse-
nioren Bayern e.V. ist am Mittwoch,
17. April, im Landratsamt Kitzingen
ab 10 Uhr.
Anmeldung erforderlich bei
Herrn Roland Eckert, Sachgebietsleiter
Wirtschaftsförderung, Landkreis Kitzin-
gen,
Tel: 09321/ 928-1100
E-Mail:
Weitere Termine für 2013
15.05. / 19.06. / 17.07. / 21.08. /
18.09. / 16.10. / 20.11. / 18.12. /
sowie 15.01.2014, jeweils von 10 bis 14
Uhr.
Wirtschafts- und
Existenzgründer-
beratung
Balthasar-Neumann-Str. 2 · 97318 Kitzingen
Tel. 09321 / 38 30 883
E-Mail:
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24,25,26,27,28