09
DER FALTER 03 / 13
Alles fing mit einem einzelnen Mauer-
segler an. Den sah Markus Schmitt eines
schönen Sommerabends in einem Haus
gegenüber dem Dekanatszentrum unter
dem Dach verschwinden. Ein sicheres
Zeichen dafür, dass der Vogel, der fast
sein ganzes Leben in der Luft verbringt,
in diesem Gebäude brütet. Das Haus
wird von den Pfadfindern als Jugend-
raum genutzt. Also machte er mit sei-
nem Kollegen aus dem Pfarrgemeinderat
Martin Günzel einen Termin aus, um das
Haus zu begehen und eventuell weitere
„Mitbewohner“ der Jugendlichen zu fin-
den.
Zwar erbrachte die gemeinsame Nach-
suche im Dachboden keine weiteren
Funde, jedoch waren sich die beiden
schnell einig, dass generell etwas ge-
tan werden muss, um den gebäudebe-
wohnenden Tierarten, wie Mauersegler,
Dohlen, Schwalben oder Fledermäusen
zu helfen. Diese Tierarten waren einst in
unseren Städten weit verbreitet, als die
Häuser noch nicht dick isoliert waren und
nicht jede Ritze und jeder Spalt mit Bau-
schaum oder Insektenschutzgittern ver-
schlossen war. Heutzutage, das wissen
die beiden aus ihrer Erfahrung als aktive
Naturschützer, finden die Tiere immer
weniger Unterschlupf und leider immer
weniger Mitmenschen, die die nützlichen
Untermieter tolerieren.
Als erste Maßnahme wurde beschlossen,
in Zusammenarbeit mit dem Landesbund
für Vogelschutz (LBV) Mauerseglernist-
kästen an dem Gebäude in der Ritter-
straße aufzuhängen.
Die Genehmigung der Pfarrei war schnell
eingeholt, der Bauplan für einen solchen
Kasten im Internet schnell gefunden.
Martins Schwiegervater Werner Schulz,
ein gelernter Modellbauschreiner, erklär-
te sich bereit, den Kasten zu bauen und
Robert Endres vom LBV konnte als erfah-
rener Vogelschützer für das Aufhängen
der Kästen gewonnen werden
Schließlich waren die beiden Kästen auf-
gehängt und schon im ersten Jahr waren
zwei der acht Nistplätze von Mauerseg-
lern besetzt. Ein schöner Erfolg für alle
Beteiligten!
Aber nun war der Ehrgeiz erstmal ge-
weckt und weitere Gebäude der katho-
lischen Pfarrei rückten in den Fokus der
beiden, nämlich die drei Kirchen. Dabei
traf es sich gut, dass vor der Begasung der
Sakristei in St. Johannes zur Bekämpfung
der Holzwürmer ein Fledermausexperte,
nämlich Christian Söder aus Hoheim, den
Dachstuhl der Pfarrkirche begangen und
dort Fledermausspuren gefunden hatte.
Daraufhin wurden die Kreuzkapelle und
die Kapuzinerkirche auf Hinweise einer
Population hin überprüft, mit dem Ergeb-
nis, dass in der Kapuzinerkirche Spuren
von Fledermäusen gefunden wurden.
Allerdings wurde festgestellt, dass durch
die Taubensicherungsmaßnahmen das
Aus- und Einfliegen in die potenziellen
Quartiere erschwert, wenn nicht gar un-
möglich gemacht wurden.
Aus hygienischen Gründen werden die
Öffnungen der Kirchengebäude mit Vo-
lierendraht verschlossen, um das Ein-
dringen der Haustauben zu verhindern.
Es war also naheliegend, den „Tau-
benschutz“ so zu optimieren, dass die
Tauben dauerhaft draußen bleiben, die
Nützlinge jedoch nach Belieben aus- und
einfliegen können. Dazu wurden in St.
Johannes Fenster von Hasendraht befreit
und mit Holzlamellen so verschlossen,
dass Mauersegler und Fledermäuse ohne
Probleme einfliegen können.
In der Kapuzinerkirche wurde der Vo-
lierendraht des Fensterrahmens geöffnet.
In der Kreuzkapelle waren erst einmal
keine Maßnahmen notwendig, da keine
Quartiere gefunden wurden.
Als nächstes planen die Artenschützer:
Artenschutz & Kirchen
von Martin Günzel und Markus Schmitt
::
Anbringen eines Falkenkastens im Glo-
ckenturm der St. Johanneskirche
::
Anbringen eines Eulenkastens in der
Kapuzinerkirche
::
Zertifizierung der drei katholischen Kir-
chen nach den Vorgaben der LBV-Aktion
„Lebensraum Kirchturm“
Sie hoffen auf den gleichen Besiede-
lungserfolg der neuen Nisthilfen wie am
Haus der Pfadfinder. Über Nachahmer im
Stadtgebiet würden sie sich sicher alle
Beteiligten sehr freuen.
Wer Fragen zu dem Thema Artenschutz
in der Stadt hat kann sich an die Ge-
schäftsstelle des Landesbund für Vo-
gelschutz im Deusterturm in Kitzingen
wenden:
lbv-regional/in-den-landkreisen/kitzin-
gen.html. Quartiere oder Sichtungen von
Mauerseglern und Co. können auch dort
gemeldet werden.
Fotos (Markus Schmitt) von oben links:
Vergittertes Kirchenfenster, Robert
Endres und Markus Schmitt tragen einen
Nistkasten, Montage der Nistkästen,
Fledermauskot in der Kapuzinerkirche
und Fenster der Kapuzinerkirche.
Martin Günzel ist 2. Vorsitzender der Ortsgruppe
des Landesbundes für Vogelschutz in Kitzingen.
Markus Schmitt ist Geschäftsführer des Land-
schaftspflegeverbandes Kitzingen.
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16,17,18,19,20,21,...28