Am 23. April feiert Deutschland
den Welttag des Bieres!
Nebenher denkt man ans Buch.
Eine meiner schönsten Erinnerungen ist, wie mein Großvater in einer So-
faecke sitzt und liest. Ich war ungefähr fünf, und Großvater war ein einfacher
Maurer. Zeit neben der vielen Arbeit hatte er kaum, doch wenn, dann verbrach-
te er die meistens mit einem Buch, völlig in sich versunken und konzentriert.
Dabei leuchteten seine Augen oder er runzelte die Stirn, manchmal lachte er
auch oder schüttelte den Kopf. Er las nicht nur – er lebte regelrecht mit den
Büchern, den Geschichten mit.
Ich, der noch nicht lesen konnte, beobachtete ihn und war ungeheuer fas-
ziniert. Und mir war klar: Das Wunderbarste auf dieser Welt muss Lesen sein!
Später saßen wir oft nebeneinander auf dem Sofa, jeder vertieft in sein Buch,
mal schmunzelnd, mal traurig, aber immer gebannt von dem, was wir lasen.
Ich war ein „Nachahmer“, und mein Großvater hat mir die Tür zum Lesen ge-
öffnet – und damit auch das Tor in das unendliche Reich der Phantasie, der
Träume, der Wünsche, der Hoffnungen, der Sehnsucht. Lesen hat mein Leben
nicht nur bereichert, sondern meine Erlebniswelt vielfach multipliziert. Wahr-
scheinlich verdanke ich meinem Großvater auch, dass ich irgendwann selbst
anfing mit dem Schreiben.
Manchmal werde ich als Kinderbuchautor von Eltern gefragt, warum ihre
Kinder nicht oder wenig lesen, stattdessen z. B. lieber vorm Fernseher sitzen.
Sie sagen, dass sie natürlich ihr Kind „anhalten“ (!) zum Lesen, dass sie ihm
Bücher geschenkt, vorgelesen haben, auch am Bett – sie haben alles getan!
Wenn ich frage, ob sie gelesen haben, ob ihr Kind gesehen hat, dass sie lesen,
mit Spannung und Spaß, dann sehen sie mich oft verständnislos an. Und ich
ahne, dass in ihrem Wohnzimmer – zentral und wichtig – ein großer Fernseher
steht. Vielleicht hat ihr Kind sie davor beobachtet, ihr Gesichter dabei, ihre Fas-
zination? Vielleicht hat es dabei gedacht: Fernsehen muss das Wunderbarste
auf der Welt sein! Kinder sind Nachahmer und Erwachsene ihr Vorbild.
Vor vielen Jahren hörte ich vom 23. April als den Buchtag in Spanien, da
war es noch nicht der Weltbuchtag. Doch es war Tradition, dass die spanischen
Männer ihren Frauen oder Freundinnen an diesem Tag eine Rose schenken und
Kindern ein Buch. Könnte man dies – liebe Leser – zumindest am Welttag des
Buches nicht auch nachahmen?
Nebenher könnte man auch ein Bier trinken.
Ihr
Volkmar Röhrig
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