DER FALTER 09/13
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Sie sind mitten unter uns! Untereinander
kennt man sich mit Decknamen. Ausge-
rüstet mit Hightech-Equipment oder ein-
fachsten Mitteln wie Kompass und Karte,
spüren sie unscheinbare Verstecke auf.
Ist die Luft rein, genügt oft ein schneller
Griff und mysteriöse Gegenstände wech-
seln den Besitzer.
Was ein wenig nach Agententhriller
klingt, findet tatsächlich mehrmals täg-
lich in unzähligen Winkeln der Erde un-
bemerkt statt – und natürlich auch in
Kitzingen!
Alles begann im Jahre 2000 …
Grundlage bildete das mit über 30 Satel-
liten arbeitende US-amerikanische Navi-
gationssystem GPS (Global Positioning
System). Bis dahin nur wenigen Nutzern
vorbehalten, wurde es überraschender-
weise von einem Tag auf den anderen
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht –
Die Jäger „verborgener Schätze“
Geocaching in Kitzingen
Marion Baden
ein Ortungssystem mit einer Genauigkeit
von wenigen Metern!
Um die Präzision dieses Systems zu tes-
ten, vergrub damals ein technikbegeis-
terter US-Bürger in einem Wald einen
schwarzen Eimer. Darin deponierte er
diverse Utensilien: CDs, eine Buch, eine
Dose weißer Bohnen sowie ein Logbuch
samt Stift. Die geografischen Koordina-
ten seines Verstecks veröffentlichte er im
Internet und forderte dazu auf, das Ver-
steck (engl. cache) zu suchen. Wer aller-
dings etwas herausnähme, müsse wieder
etwas hineinlegen, so seine einfache Re-
gel. Und das Jagdfieber begann …
Den Boom, den er damit auslöste, hätte
er sich wohl in seinen kühnsten Träumen
nicht ausmalen können. Noch im selben
Jahr wurden auf einer eigens für dieses
Spiel angelegten Webseite (
-
caching.com) 75 Caches weltweit ver-
öffentlicht. Heute sind es weit
über 1 Million in 220 Ländern!
Die Ausrüstung
Benötigt werden ein Internet-
zugang, die Anmeldung bei ei-
ner Geocaching-Webseite (z.B.
kostenlos bei
com) und ein GPS-taugliches
Gerät. Dies können zum Teil
auch mobile Navigationsgeräte
und Handys mit entsprechen-
den Funktionen/Apps leisten.
Dass es aber auch nur mit Kar-
te und Kompass, bzw. Internet
und Drucker geht, beweist die
Internetseite Geocaching-Blog.
de. Genaueres dazu ist dort
zu entnehmen. Die Schreiber
behaupten sogar, selber kei-
ne Geräte zu besitzen! Auch
ich habe meine ersten Caches
ohne Gerät gefunden. Ein biss-
chen Karten- und Ortskenntnis,
Orientierungssinn und Geduld
beim Suchen führen auch zum
Erfolg, versprochen.
Die Suche
Auf der Webseite werden einem die
meisten Verstecke auf einer Karte (ähn-
lich wie bei GoogleMaps) als Symbol mit
einer kleinen Kiste angezeigt. Dazu gibt
es die genauen Koordinaten, eine Be-
schreibung der Größe, des Terrains und
des Schwierigkeitsgrads. Ein paar Worte
zur Besonderheit des Ortes und der ein
oder andere hilfreiche Hinweis, sind mitt-
lerweile Standard.
Ausgestattet mit diesen Informationen,
macht man sich dann auf den Weg, wo-
bei einem das Gerät (bzw. Karte/ Kom-
pass) die Entfernung und die Richtung
zum Cache angibt. An Ort und Stelle
beginnt die eigentliche Suche, und die
kann bisweilen ganz schön nervenaufrei-
bend sein. Denn die oberste Regel unter
den Geocachern lautet: die Verstecke
müssen geheim bleiben! Muggel, also
alle Nichteingeweihten (in Anlehnung an
die Nichtmagier in den Harry Potter-Bü-
chern), dürfen auf keinen Fall auf die
Stelle aufmerksam gemacht werden.
So wird der Behälter/ Cache wohl kaum
für Jedermann sichtbar sein, sondern ge-
tarnt oder eben schwer erreichbar. Hält
man ihn dann doch in Händen, trägt man
Brotbox unter Rosenbusch. Dieser Behälter
wird kaum zufällig aufgehoben. Wer greift
schon freiwillig in Stacheln?
In 4 Meter Höhe baumelte dieser Geldsafe.
Typischer PETling samt Logbuch.
Typische Anzeige auf einem GPS-Gerät. Der
Pfeil zeigt die Richtung zum Cache an.
Um an die Dose zu gelangen, musste hier erst per
Luftpumpe in einem anderen Behälter ein Überdruck
erzeugt werden. Nach Öffnen eines Hebels schoss an-
schließend die Dose aus dem Rohr.
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