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DER FALTER 09/13
Psalm 110 an - mit den Worten: „Er hat
ein gedächtnüs gestifft seiner Wunder
Der gnedige und barmhertzige HERR.
Er gibt Speise denen so ihn förchten, Er
dencket ewiglich an seinen bundt.“ Im
Schriftband unter dem Altarbild das Lob
der Dreifaltigkeit: „Gottes des Vater güt
und gnad meins lieben Herrn Christi wol-
tat Des Heiligen Geistes kraft und muht
Ist unser einigs Bests Erbgut.“
In der Predella, dem Gemälde unterhalb
des Altarbildes, ist im ovalen Rahmen
ein Stifterpaar zu sehen, das unter dem
Kreuz kniet (Foto oben links). In Inschrift-
tafeln links und rechts des Bildes wird
über das Leben der beiden Personen
berichtet, des „ehrnhafften und wol-
geachten Herrn Georg Fick Gewesener
Schultheiß alhie“, der „selig Ao 1606
Die Teufel kann man nur während der
Öffnungszeiten im Kitzinger Landratsamt
besuchen. Bevor nun der zuständige Per-
sonalrat aktiv wird, sei festgehalten: Hier
ist natürlich das älteste Kunstwerk unserer
Stadt gemeint, das Epitaph, die Erinne-
rungstafel der Familie Teufel aus dem 14.
Jahrhundert. Diese Teufel sind die (Mitbe-)
Gründer des Kitzinger Spitals, dessen ehe-
malige Kapelle heute als Foyer der Kreis-
verwaltungsbehörde dient.
Man findet die Sandsteintafel von 108
cm Höhe und 142 cm Breite heute links
in die Wand der Eingangshalle eingelas-
sen. Das Relief zeigt vier dem Betrachter
zugewandte Personen, die drei nament-
lich genannten Stifter der Familie Teufel
sowie rechts einen Handwerker mit seiner
Mörtelmulde, der den Lohn für seine Ar-
beit erwartet. Die Inschrift in erhabenen
gotischen Großbuchstaben besagt: + HIE
• STET • HER • WOLFLEIN • VND • RVDI-
GER • VND • BRVDER • CVNROT • DI •
TVFEL • STIFTER • DES • SPITALS.
Die Kitzinger Bürger Wolflein und Rüdiger
Teufel waren durch Handel und Geldver-
leih reich geworden, so daß sie im Jahr
1344 zusammen mit dem Nürnberger
Reichsschultheiß Konrad Groß das Spital
auf dem Gelände des Kitzinger Klosters
reich ausstatten konnten; Konrad wurde
Laienbruder im Kloster Ebrach, wo er mit
der Mutter Mathilde auch bestattet ist. Das
Kitzinger Epitaph ist bald nach der Mitte
des 14. Jahrhunderts entstanden und dürf-
te das Werk eines Würzburger Bildhauers
sein, der auch in Ebrach gearbeitet hat.
Leider ist die „Gründungsurkunde“ des
ehemaligen Kitzinger Spitals, wie gesagt,
der Öffentlichkeit nur während der Öff-
den 20. Augusti Seines Alters im 59. und
seines Ampt im 34. Jar“ verstorben ist,
und seiner Ehefrau, der „Erbar und Tu-
gentsam Fraue Barbara Weickerin“, die
das Altarbild zur Ehre Gottes und „auch
ir selbsten Christlichen Gedechtnüs“ hat
„auffrichten und machen Lasen.“
Unscheinbar, leicht zu übersehen, ist das
sinnträchtigste Bild des Altars: 1969 wur-
de bei einer umfassenden Renovierung
der Kirche unterhalb des Abendmahlbil-
des ein grau übertünchtes kleines Ge-
mälde frei gelegt, das ebenfalls von Hans
Heunisch aus dem Jahr 1608 stammt
und von besonderer theologischer und
kirchengeschichtlicher Aussagekraft ist
(Foto oben rechts): Zwei geistliche Her-
ren, in liturgische Gewänder gekleidet,
vor einem Flügelaltar in einer weitläufi-
gen Kirche stehend, teilen Brot und Wein
als Symbol von Leib und Blut Jesu Christi
an die Gläubigen aus. Links haben sich
die Frauen, rechts die Männer der Ge-
meinde versammelt. Alle tragen sie die
Gewänder mit den weißen Halskrausen,
wie sie damals üblich waren. Das Bild
zeigt die Abendmahlsfeier, wie sie in al-
ter Zeit in den evangelisch-lutherischen
Kirchen gehalten wurde. Vier beglei-
tende Verse links und rechts des Bildes
betonen vier Grundprinzipien der luthe-
rischen Lehre:
Wir hören das Wort: „VERBVM AU-
DIMVS: Gottes Wort wir hörn, das zeigt
an, was wir in diesm Abendmal han“.
Wir wissen nicht die Art und Weise: „MOD-
VM NESCIMUS: Die form und weise wie das
zugeht, kein mensch in dieser welt versteht.“
Kitzinger Geschichte und Geschichten
Wir spüren einen Ansporn: „MOTVM
SENTIMVS: Doch wird dadurch das hertz
bewegt, vnd newe kraft darin erregt.“
Wir glauben an Gottes Gegenwart:
„PRAESENTIAM CREDIMVS: Der glaub
weiß das zugegen ist, Der leib vnd Blut
herrn iesu Christ.“
Dr. Hans Bauer ist Kreisheimatpfleger
Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus
dem Führer „Gesegnetes Land. Wege durch
das Evangelische Dekanat Kitzingen am
Main. Kitzingen 2012 (204 Seiten, viele Ab-
bildungen, Beschreibung von fünf Touren
durch das Dekanat und eines Stadtrundgangs
durch Kitzingen). Das Buch ist im örtlichen
Buchhandel und direkt im Dekanat (Gustav-
Adolf-Platz 6) erhältlich. Preis: 8,50 €.
nungzeiten des Landratsamtes zugänglich
– damit aber auch bis heute in einem sehr
guten Zustand erhalten geblieben.
ka
Fotos: Reinhard Scheiblich, Hamburg
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